The Change Room
Die orangefarbene Tür der Umkleide öffnet sich ruckartig. Heraus tritt er; der Mann. Er blickt sich kurz um, findet nicht. Steckt die Finger in den Mund und pfeift. „Hee!“, brüllt er. Hinter einem Regal taucht auf: Sie, die Frau. Offenbar seine Frau, so heiß geliebt wie sein deutscher Schäferhund, dessen Existenz ich hier postuliere. Wenn man pfeift, kommt Hasso angelaufen, winselt, wedelt mit dem Schwanz, und hofft, nicht geschlagen zu werden für seine Treue. So ein Hund kann doch nur Hasso heißen und so eine Frau, keine Ahnung, vielleicht Hannelore, aber das wäre unfair allen Hassos und Hanneloren dieser Welt gegenüber. Ich schätze ihn auf Mitte Fünfzig. Nicht den Hund, den Mann. Die Frau sagt ihm pflichtbewusst und mittelstinkig gelaunt irgendetwas zu der kurzen Hose, die unter seiner Wampe klemmt. Er schimpft vor sich hin, oder vielmehr: Er schimpft sie aus, aber eigentlich vor sich hin. Oder zumindest fällt es mir schwer, einen Unterschied auszumachen. Als ich mit einer anvisierten Badeshorts selbst in die Umkleide gehe, steht dort sein Mundgeruch wie ein durchsichtiger Betonklotz in der Luft, als wäre ein stummer stinkender Zeuge einer inneren Fäulnis zurückgeblieben. Leise bete ich, dass ich ihn verlassen hätte, wäre ich an ihrer Stelle. Aber hätte ich wirklich? So viel Kraft kostet manchmal doch die nötigste Veränderung.
Foto: Pixabay, bearbeitet vom Autor.
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