Ein guter Mensch
Ich bin ein guter Mensch. Ich trenne meinen Müll. Wenn die blaue Tonne – das ist die für das Altpapier – wenn die voll ist, dann bringe ich die sperrigen Kartons, die ich dort sowieso nur mit Mühe hinein bekomme, die bringe ich dann zum Container. Dazu fahre ich mit dem Auto vom Dorf in die Stadt, durch sie hindurch, ins hinterletzte Industriegebiet. Der Container hat Öffnungszeiten, die sind blöd, ich muss mich sputen. Die Stadt ist voll, denn tausende junge Menschen demonstrieren für ein besseres Klima. Deswegen nehme ich den weiten Umweg über die Umgehungsstraße. Ich versuche, nicht zu viel nutzlos in der Gegend herumzufahren und bringe auch gleich meine Pfandflaschen unterwegs zurück. Brav zerquetscht der Automat meine Flaschen. Ich glaube, ich habe etwas Gutes für die Umwelt getan, schließlich gibt es 25 Cent pro Flasche. Etliche Mehrwegpfandflaschen nimmt der Automat lieber nicht, die findet er irgendwie doof. Da ich nicht noch den Umweg zu den drei Läden fahren will, bei denen ich die verschiedenen Flaschen gekauft habe, werfe ich sie in den Restmülleimer neben dem Automaten. Dann gehe ich in den Supermarkt hinein. Direkt auf den Demeter-Kürbis klebe ich das Etikett der Waage, das mache ich schon immer so, nur fragt mich die Waage jetzt, wie und ob ich den Kürbis verpackt habe. Ich träume von Hühnchen und Curry und Kürbis, aber alles Hühnchen ist aus Stallhaltung und in ganz viel Plastik eingepackt. Ich bin ein guter Mensch. Ich kaufe kein Hühnchen. Zuhause frage ich das Internet nach Huhn aus Freilandhaltung und beschließe, nicht mit dem Auto zum weit entfernten Hofladen des Erzeugers zu fahren. Ich bin ein guter Mensch mit einem einsamen Butternusskürbis.
Foto: Pixabay, bearbeitet vom Autor.